Viktor Frankl sprach in seinen Büchern vor rund 50 Jahren von der "Massenneurose existenzielles Vakuum" und meinte damit eine extrem weit verbreitetes Fehlen von Sinn im Leben vieler Menschen. Ich frage manchmal Menschen - wenn ich das Gefühl habe es passt - nach ihrem Sinn im Leben und bin erstaunt, dass die meisten es nicht spontan sagen können (es können übrigens ja auch mehrere Sinnschwerpunkte sein - siehe die Sinnquadrat Theorie).

Natürlich gibt es Menschen, die ohne Sinn leben und nicht unzufrieden sind (Tatjana Schnell nennt sie die "existenziell indifferenten"), die machen halt, "was man so macht". Das nennt wiederum Viktor Frankl Konformismus, und sieht darin eine Gefahr, genauso wie er Sucht, Aggression, Depression als negative Konsequenz eines fehlenden Sinns sieht. Und er nannte natürlich auch Totalitarismus (man macht nur mehr, was andere von einem wollen) als Gefahr.
Deshalb also meine Frage. Ich habe auch den Eindruck dass die Smartphonesucht und das Bingewatching von Serien Ausdruck einer Sinnkrise sind (s.o.: Sucht). Wenn man sich heutzutage nicht mit dem Sinn befassen will, scrollt man einfach im Smartphone herum, sieht sich Videos an, spielt ein Handyspiel, verschickt Nachrichten und Emojis (Viktor Frankl erwähnte auch "Tratschsucht").
Was meint ihr? Speziell wenn ihr auch spontan gar nicht sagen könnt, was der Sinn in Eurem Leben ist? Ist "im hier und jetzt leben" eine Kapitulation vor einem längerfristigen Sinn (und eine Absage an ein enkeltaugliches Leben, in dem wir an die nächste Generation denken)?
Und ist das Interesse an "Spiritualität" nicht in Wirklichkeit eine Sinnsuche?