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  • Engagiert sein in einer Welt voller Besserwisser

    Diskussion · 2 Beiträge · 84 Aufrufe
    Thomas Kissing aus Düsseldorf

    Man kennt das sicher: Man übernimmt eine kleine Aufgabe, tut etwas Gutes für das unmittelbare Umfeld – sei es, dass man im Hausflur die Blumen gießt, im Nachbarsgarten eine Ecke pflegt oder im Verein eine Initiative startet. Eigentlich macht man es ja freiwillig und aus Überzeugung. Doch kaum hat man begonnen, meldet sich jemand zu Wort, der meckert, kritisiert oder besser weiß, wie es gemacht werden sollte – obwohl er selbst nie aktiv wird.

     

    Es ist wie beim Nachbarn, der ständig kommentiert, wie das Treppenhaus sauberer aussehen könnte, ohne jemals selbst einen Besen in die Hand zu nehmen. Oder bei der Arbeitsgruppe, in der immer jemand lautstark Ideen zerredet, während andere die Arbeit machen. Solche Situationen kennen viele von uns aus dem Alltag, oft im direkten Lebensumfeld, manchmal sogar aus Familien- oder Freundeskreisen.

     

    In dieser Diskussion wollen wir darüber sprechen: Wie geht man mit diesen „Besserwissern“ um? Wie behält man Motivation und Freude, wenn das eigene Engagement auf Kritik stößt? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, wo es gut funktioniert hat, und wo eher nicht?

     

    Teilt eure Geschichten, Perspektiven und Strategien – vielleicht hilft es uns allen, besser mit diesen Spannungen umzugehen und trotzdem engagiert zu bleiben.


    Thomas Kissing 

    Gestern, 23:41

Beiträge

  • Heute, 07:17 - Zuletzt bearbeitet Heute, 07:20.

    Ich kenne solche Situationen. Sie reichen vom familiären Umfeld bis in die ehrenamtliche Betätigung hinein. 

    Über die Zeit war ich dann darauf bedacht alles außer Sichtweite von Besserwissern zu tun - denn ich habe kein Lust, ihnen irgendwas zu erklären. Ich erwarte auch gar keine Dankbarkeit, nur dass sie mich in aller Ruhe tun lassen, was ich mir vorgenommen habe. Die Diskussionen/ Erklärungen sind anstrengender als die Tätigkeit selbst.

    Ein Ruderkamerad hat mir mal einen Tipp gegeben: Drück den Besserwissern den "Besen" in die Hand. Sie können sofort zeigen, was sie drauf haben. Wirkt zwar nicht immer, da sie trotzdem weiter quatschen.

    Einmal gabs eine filmreife Situation. Ich war auf dem Familiensportfest des Landessportbundes aktiv und brachte Kindern, Jugendlichen und manchen Erwachsenen (die drücken sich gern) auf Ergometern mal den Bewegungsablauf beim Rudern bei. Dann tauchten zwei Frauen mit ihren Kindern auf und postierten sich zu beiden Seiten von mir. Insgeheim dachte ich schon "was wird das jetzt?" Und die Befürchtung bewahrheitete sich. Kaum war das Kind auf dem Ergo fertig, begannen die beiden Frauen "Jetzt sind wir dran" "Nein, wir warten schon länger". Über meinen Kopf hinweg vollzog sich ein Schlagabtausch. Mit fassungslosem Blick schaute ich hoch, doch die beiden merkten mich nicht mal mehr. Dann blickte ich rüber zu meinen Ruderkameraden, die sich ein Lachen kaum verkneifen konnten: Ich, der Helfer und Dödel von den Ruderern unter den beiden Kontrahentinnen hatte nix zu melden.  Aber ich begriff die aberwitzige Situation und schwieg dazu "Mal zu wie lange die beiden das durchhalten". Schließlich wurde ein weiteres Ergo frei und die beiden ebenfalls zum Schweigen verurteilten Kinder konnten beide zugleich rauf. Problem erledigt.

    Solche Situationen gibts immer mal wieder. Aber sie sind dann doch wenig genug, dass ich immer wieder als Helfer auftauche. Denn es macht schon Spaß zu sehen wie die Kinder rangehen. Da fallen die nervigen Zwischenfälle weniger ins Gewicht.

  • Vor unserem Haus gibt es eine Rasenfläche mit Büschen und Bäumen, die eigentlich nur ab und zu vom Gärtner gepflegt wird. Da es in den letzten Wochen komplett verwildert war, habe ich selbst Hand angelegt – einfach freiwillig. Viele Nachbarn haben sich gefreut, die Vermieterin auch, und ich hatte das Gefühl: Es sieht endlich wieder ordentlich aus.

     

    Und dann das: Ein Mieter kommt nach seinem Urlaub zurück, sieht den Garten – und rastet aus. Er meckert, dass es „nicht schön“ sei. Mein erster Gedanke war ehrlich gesagt: „Was für ein Vollidiot – ein Jahr lang macht er gar nichts, und jetzt kritisiert er mich?“

     

    Im ersten Moment war das wirklich ärgerlich. Doch nach kurzem Nachdenken wurde mir klar: Es geht ihm gar nicht um den Garten. Es geht um Kontrolle, um das Gefühl, dass er nicht mehr bestimmt, was vor dem Haus passiert. Und damit hatte ich plötzlich eine andere Sicht: Sein Ärger gehört nicht mir, sondern ihm.

     

    Ich habe ihm gesagt, dass viele Mieter zufrieden sind und dass alles Weitere mit der Vermieterin zu klären ist. Und ich habe hinzugefügt: Wir müssen nicht einer Meinung sein, um uns trotzdem gut zu verstehen. Damit war das Thema für mich erledigt.

     

    Mich interessiert: Kennt ihr solche Situationen, wo ihr euch engagiert – und statt Dankbarkeit kommt Kritik von Leuten, die selbst nichts tun? Wie geht ihr damit um?


    Thomas Kissing 

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